So fand man auf der Bühne neben vielen anderen Charakteren den narzisstischen Manager, der den Unternehmenserfolg primär in Zahlen misst und nur an seinem eigenen Erfolg interessiert ist, die Produktionsmitarbeiter, die ordentlich gegen die Chefetage wettern, die Chefsekretärin, die vergebens versucht, ihrem Vorgesetzten alles recht zu machen und dabei selbst sexuelle Diskriminierungen in Kauf nimmt, die Angestellte aus der Buchhaltung mit ihrer vermeintlich perfekten Ehe, die sich am Firmenfest „wegschießt“ und mit dem Stripper in der Kiste landet oder die Mitarbeiterin, die mit allen Mitteln den Posten der Chefsekretärin haben möchte und dabei nicht nur gegen die Kolleginnen intrigiert, sondern auch nicht davor zurückschreckt, dem Chef gefällig zu sein, sowie den verheirateten Macho und Draufgänger, der keine Gelegenheit auslässt, sich an die Kolleginnen ranzumachen und sich dabei auch von der ein oder anderen Abfuhr nicht beirren lässt. Natürlich gab es da auch noch zwei Menschen, der eine trotz fortgeschrittenem Lebensalter noch immer Junggeselle und die andere geprägt von einer gescheiterten Beziehung, die sich bei einem Tanz ungeahnt näherkamen und die so dem Publikum einen romantischen und sehr berührenden Moment schenkten.
Umrahmt wurde das ganze Spiel von der Betriebskantine, deren „Betreiber“ so etwas wie die Vater- und Mutterfiguren darstellten und die einen roten Faden durch das Stück spannen. Und wie es auch im echten Leben nicht anders ist, so fallen diese beiden „Wohltäter der Belegschaft“ in einer berührend traurigen Szene auch im Stück dem Rotstift des Managements zum Opfer. Am Ende kann die Belegschaft eine drohende Betriebsverlegung und die damit verbundenen Kündigungen „erfolgreich“ abwehren und wird sogar den unliebsamen und herrschsüchtigen Chef los – wenn auch mit dem Wehrmutstropfen, dass dieser mit einer fetten Abfindung geht, welche die Belegschaft wiederum die nächsten Jahre mit deutlichen Einbußen ausgleichen muss – aber so ist es nun mal, das echte Leben… und das schreibt bekanntermaßen ja die besten Theaterstücke.
Die Inszenierung des Regieteams Sonja Steinbacher und Manfred Gross siedelte sich zwischen Komödie und Satire an und setzte auf viel Spielwitz und Situationskomik. Passende Lichtstimmungen und Musikeinspielungen verstärkten die Szenen und zogen die Zuschauenden förmlich auf die Bühne. Die Inszenierung wurde auch ergänzt durch einige epische Elemente, darunter das Statusspiel über drei Spielebenen und die Szene der „Betriebsversammlung“, bei der die sogenannte vierte Wand geöffnet war und die Zuschauenden kurzerhand zu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden, indem sich die KBB-Belegschaft in das Publikum setzte und von dort spielte.
Der Theaterverein Großkarolinenfeld probiert sich gerne an unterschiedlichen Genres aus und wir freuen uns, dass auch dieses Stück beim Publikum gut angekommen ist! Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und so geht es schon bald in eine neue Theatersaison. Wir freuen uns schon auf Ostern 2025, wenn es in der Max-Josef-Halle wieder heißt: „Bühne frei!“
Von: Mani Gross